Samstag, 16. Mai 2015

Die Verwendung des iPads im naturwissenschaftlichen Unterricht (Biologie und Umweltkunde)

 

Einleitung

Aufgrund der neuen, kompetenzorientierten Reifeprüfung ist es vor allem im naturwissenschaftlichen Unterricht wichtig geworden, praxisorientiert und handlungsorientiert zu unterrichten. Dabei sollen Fertigkeiten und Fähigkeiten trainiert werden, die im naturwissenschaftlichen Arbeitsbereich gefordert sind. Beispiele für den Biologieunterricht wären dafür das Mikroskopieren, Protokollieren, Beobachten und Experimentieren.
Gerade im Bereich des Protokollierens und Beobachtens eignet sich hierbei der Einsatz des iPads im Unterricht ausgezeichnet. Durch die Arbeit mit einem iPad können unter anderem noch direkt im Unterricht, wichtige Abschnitte eines Versuchs zum Beispiel fotografiert und danach sofort protokolliert werden. Auch die Fertigung eines Videos wäre in diesem Zusammenhang ein sinnvoller Einsatz des iPads in der Unterrichtszeit. Im folgenden Beitrag werden daher kurz unterschiedliche Möglichkeiten der Verwendung eines iPads im Biologieunterricht erläutert.  
 

1. Sezieren eines Rinderauges

Das Sezieren zählt zu einer der Untersuchungsmethoden im Biologieunterricht, die einerseits ein großes Potential an Interessensgewinn, Motivationsförderung und Wissenserweiterung mit sich bringt, aber andererseits auch schwierig sein kann, wenn Schüler und Schülerinnen Hemmungen vor der Sektion haben. Gerade in solchen Situationen bietet das iPad eine gute Möglichkeit, alle Schüler und Schülerinnen in den Unterricht einzubauen. Jene SchülerInnen, die in diesem Fall lieber mit dem iPad dokumentieren, als selbst am Objekt zu arbeiten, können trotzdem einen wichtigen Teil der Arbeit im Unterricht übernehmen.
 
Eine kostenlose App, die sich für diese Unterrichtssituation gut einsetzen lässt, ist Skitch. Mit diesem Programm kann man eigene Fotos oder Abbildungen mit Hilfe von Pfeilen markieren und beschriften. Bei diesem Beispiel wurden die einzelnen Teile des Rinderauges mittels Pfeilen beschriftet. Die Fotos können dann gesammelt abgespeichert werden, um sie dann beispielsweise für ein Protokoll zu verwenden.


2. Skizzieren 

Das Skizzieren zählt zu den grundlegendsten Fertigkeiten im Biologieunterricht, die bis zur Reifeprüfung so oft wie möglich und ausführlich geübt werden sollte. Auch hier kann das iPad als Unterstützung eingesetzt werden.
Eine Möglichkeit bietet das Schreibprogramm Penultimate. In dieser App können Schüler und Schülerinnen mit Stiften, die für Tablets geeignet sind, Skizzen anfertigen, und dann beispielsweise für Protokolle verwenden. Ein Beispiel dafür stammt aus dem Laborunterricht der 4. Klasse (8. Schulstufe). Die Skizze zeigt den Aufbau pflanzlicher Zellen in Laubmoosen.
 
Mit einer weitere kostenlosen App (Prokaryotic Cell) kann man prokaryotische Zellen bearbeiten. Dies könnte man als Vorlage für die Anfertigung einer Skizze nutzen, die einen Prokaryoten darstellt. Mit Hilfe der App können einzelne Teile der Zelle gedreht, vergrößert und in einzelne Schichten zerlegt werden. Zu jedem Bestandteil der Zelle gibt es eine kurze Erklärung der Funktion, was aber ausschließlich auf Englisch möglich ist. Allerdings kann das auch als Ansatz dafür gesehen werden, um hin und wieder Englisch als Arbeitssprache im Unterricht einzusetzen. Der Zugang, der durch diese Methode gewählt wird, ist äußerst schülerzentriert, da die Schüler und Schülerinnen selbstständig eine Skizze erstellen und gleichzeitig Erklärungen der einzelnen Bestandteile erhalten. Der Lehrende dient dabei als Berater bzw. Beraterin, der nur indirekt am Unterrichtsgeschehen teilnimmt.
 
 
 



 

Sonntag, 3. Mai 2015

Bewegungsanalyse im Physikunterricht

Einleitung

Es gibt derzeit schon eine beachtliche Anzahl an Apps im Bildungsbereich, welche auch auf konkretere Themenbereiche eingehen. Dies bedeutet, dass entsprechende Inhalte bereits interaktives Lehrmaterialien darstellen und der Nutzen daher noch genauer abgewogen werden muss, als bei einer allgemeinen App aus dem Bereich Produktivität.
In Anlehnung an Spector (2014) sollten daher zumindest folgende Fragestellungen bei der Auswahl einer fachspezifischen App diskutiert werden:
  • Wie oft kann eine Anwendung tatsächlich genutzt werden, um etwaige Anschaffungskosten zu rechtfertigen?
  • Ist bei einer einmaligen Anwendung diverser Gadgets der zusätzliche Zeitaufwand zum Installieren und Einarbeiten in die Software wirklich gerechtfertigt?
  • Bietet die App einen pädagogischen Mehrwert, der den Lehrenden entlastet und den Schülerinnen und Schülern dynamische Hilfestellungen bietet; und gibt es auch schwierigere Übungen, damit sich fortgeschrittene Schülerinnen und Schüler nicht langweilen?
  • Wie können Lernziele überprüft bzw. der Lernfortschritt formativ (d.h. während der Lernphase) gemessen werden?
Die derzeitige Lage deutet darauf hin, dass es kaum Apps gibt, die alle diese Kriterien zufriedenstellend erfüllen. Dennoch sollen diese Fragestellungen in späteren Beiträgen teilweise oder vollständig herangezogen werden, um die vorgestellten Apps zu untersuchen. Zusätzlich werden auch Aspekte im Bereich der User Experience, sowie technische Merkmale untersucht. Dieser Beitrag befasst sich näher mit der App „NewtonDV“ und deren Einsatzmöglichkeiten im Bereich der Kinematik und Mechanik.

Bewegungsanalyse am iPad

Das iPad und vergleichbare Tablets werden bereits mit vielen eingebauten Sensoren geliefert, z.B. zum Messen von Beleuchtungsstärke, Beschleunigungen oder sogar Magnetfeldern. Interessanterweise sind alle diese Sensoren nicht extra eingebaut worden, um den Physiklehrern eine Freude zu machen, sondern sind sogar systembedingt notwendig, um die User Experience des Tablets, sowie die Grundfunktionen zu realisieren. Für die Bewegungsanalyse genügt jedoch die eingebaute Kamera. Auch wenn es sich hierbei um keine Hochgeschwindigkeitskamera handelt, so ist durch die zumindest 30 Bilder pro Sekunde bereits eine Genauigkeit für die Zeitmessung impliziert, die man per Hand nicht reproduzieren kann.

Die Ausgangslage besteht nun darin, dass man kurze Videosequenzen verschiedener Bewegungsvorgänge aufnimmt und diese dann Schritt für Schritt untersucht. Das lässt sich mit geeigneter Vorbereitung (z.B. im Bild vorhandener Maßstab) natürlich mit jedem guten Mediaplayer bewerkstelligen. Man kann dann die verstrichene Zeit und die Position des betrachteten Objekts im Einzelbild messen und daraus Weg-Zeit-Tabellen und -Diagramme erstellen. Da dies aber relativ aufwendig ist, gab es schon früher normale Computerprogramme, bei denen man lediglich die Position des Objekts im Einzelbild markieren musste. Anschließend wird alles andere automatisch berechnet und gezeichnet. Teilweise wurde sogar eine automatische Positionsermittlung mit den Methoden der Bilderkennung angeboten.

Die eigentliche Neuerung besteht nun hauptsächlich in der Logistik der Durchführung. Durch das Tablet haben alle SchülerInnen die Möglichkeit, nicht nur umgehend eine eigene Videoaufnahme zu machen, sondern diese sofort in entsprechenden Apps weiterzuverarbeiten.

Die App „NewtonDV“


Ein Produkt, welches sich dieser Aufgabenstellung annimmt, ist die die App NewtonDV von Roland Wejner, welche derzeit für 4,99 EUR im AppStore zu bekommen ist (Wejner, 2014). Es gibt daneben auch eine kostenlose Probeversion („NewtonDV Lite“), mit der man alle Funktionen ausprobieren kann. Allerdings ist es nicht möglich eigene Aufnahmen zu verwenden.

Durchführen einer Videoanalyse:
NewtonDV kann direkt auf die eingebaute Kamera zugreifen, oder Videos aus der Sammlung des Benutzers verwenden. Daneben gibt es auch ein paar geeignete Testvideos. Nachdem eine geeignete Filmsequenz gewählt wurde, muss man die Route des gewünschten Objekts im Einzelbild-Modus markieren. Dazu stehen im Bereich Video folgende Optionen zur Verfügung:

Setzen von Messpunkten, Skalierung und Koordinatenursprung.

  • Messpunkte setzen: Hier wird jedes Einzelbild der Aufnahme durch weiter blättern („wischen“) erreicht. Durch längeres Tippen mit dem Finger wird eine Lupe sichtbar, mit der man nun den exakten Punkt auswählen kann. Danach muss noch mit „Messpunkt setzen“ bestätigt werden. Tipp: Da es bei bewegten Objekten aufgrund der Verschlusszeit zu Schlieren kommt, sollte man darauf achten stets den fortgeschrittensten Bereich des Objekts zu markieren. Außerdem sollte man die Leerzeit zu Beginn des Videos gering halten, da man derzeit den zeitlichen Nullpunkt nicht festlegen kann.
  • Koordinatenursprung setzen: wie der Name sagt, kann man hier mit der gleiche Methode den Nullpunkt der x- und y-Achse für alle Bilder verschieben.
  • Skalierung setzen: Damit das Programm sinnvolle Messwerte ausgeben kann, muss man festlegen, wie groß ein gewisser Referenzabstand im betrachteten Bild ist. Hier bietet es sich natürlich an bereits bei der Aufnahme einen sichtbaren Maßstab zu platzieren.
Hat man nun alle Messpunkte gesetzt, stehen im Bereich Tabelle alle Messdaten (Weg, Zeit) und daraus numerisch abgeleitete Werte für Geschwindigkeit und Beschleunigung in beiden Dimensionen, sowie deren Betrag zur Verfügung.

Der Bereich Diagramm bietet äquivalente Optionen, d.h. alle möglichen Kombinationen zwischen Zeit, Weg, Geschwindigkeit und Beschleunigung sind möglich. Zusätzlich lassen sich lineare, quadratische und trigonometrische Trendkurven einfügen. Wie bereits erwähnt, gibt es hier allerdings noch Probleme, da der Ursprung der Zeitachse nicht manipuliert werden kann, und daher kein Abszissen-Abstand geändert werden kann.

Weg-Zeit-Diagramm der Messpunkte mit linearer Trendlinie.

Auch noch interessant ist die Darstellung des Sachverhalts als Serien- und Stroboskopbild. Letzteres bedeutet, dass ein kleiner Bildbereich rund um jeden Messpunkt in das erste Bild eingefügt wird. Man sieht also den Bewegungsverlauf statisch in einem Bild dargestellt.

Die bisher beschriebenen Möglichkeiten erfüllt die App sehr gut, allerdings gibt es noch einen Mangel im Bereich der dauerhaften Speicherung der Messdaten. Es gibt keine Möglichkeit angefangene Projekte zu speichern; und auch der Export von Messdaten ist eingeschränkt. Man kann nur die üblichen iPad-Screenshots machen, oder die Messwerte als CSV-Datei, sowie ein Bild direkt an eine E-Mail Adresse schicken. Da es während der Stunde leider unbeabsichtigt vorgekommen ist, dass die „NewtonDV“ beendet wurde, ist vor allem die Möglichkeit einer Projektspeicherung ein dringendes Anliegen.

Erprobte Einsatzgebiete


Bisher wurde die Bewegungsanalyse für folgende Aufgaben verwendet:
  • Untersuchung des freien Falls und Bestimmung der Erdbeschleunigung.
  • Für die Untersuchung des dritten Newton’schen Axioms, bzw. für die Gültigkeit des Impulserhaltungssatzes,wurden zwei Experimentierwägen unterschiedlicher Masse voneinander abgestoßen. Mit Hilfe der Videoanalyse konnte eine sehr präzise Messung des langsameren Fahrzeugs durchgeführt und daraus die Geschwindigkeit des leichten Fahrzeugs bestimmt werden.

Referenzen

Spector, J. M. (2014). Conceptualizing the emerging field of smart learning environments. Smart Learning Environments, 1(1), 1-10. Abgerufen am 2. April 2015, von: http://www.slejournal.com/content/pdf/s40561-014-0002-7.pdf

Wejner, R. (2014). NewtonDV. Abgerufen am 1. November 2014, von: https://itunes.apple.com/de/app/id717653395



Kommunikationswissenschaftliche Perspektive auf den Einsatz von Tablets im Unterricht

Dass man mit einer Tablet/iPad-Klasse einen "anderen", mehr schülerzentrierten, selbsttätigeren und kollaborativeren Unterricht machen kann, das konnten wir an der Beruflichen Oberschule Friedberg in diesem Schuljahr schon ausprobieren. Dieser "neue" Unterricht  hat auch Auswirkungen für die Unterrichtskommunikation unter den Schülern. Sie nimmt nämlich zu. Dazu eine interessante Studie von Silke Mosbach: Tablet-Computer im Klassenzimmer - Eine kommunikationswissenschaftliche Perspektive auf den Einsatz von Tablet-Computern im Unterricht.
Hier der Link: http://verlag-gespraechsforschung.de/2015/mosbach.html

Samstag, 2. Mai 2015

Tabellenkalkulation mit Excel am PC oder Numbers am iPad?





Vorteile des Unterrichts mit Numbers:
  • Die Schüler können auch Übungen zu Hause machen. Man kann ihnen also Hausaufgaben geben.
  • Die Schüler haben die Übungen aus der Schule immer auf dem eigenen iPad und können diese zur Vorbereitung nochmals ausprobieren.
  • Schlecht gewartete PCs und Office-Softwareprobleme, die den Unterricht ziemlich aufhalten können, gibt es nicht mehr. Das iPad funktioniert einfach.
  • -> Man kommt insgesamt zügiger mit den Lerninhalten voran.
  • Schüler sind die Handhabung von Numbers gewohnt. Es kann dann auch in anderen Fächern, insbesondere für Kalkulationsaufgaben im Fach Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen schnell, effektiv und spontan eingesetzt werden.

Nachteile:
  •  PC-Bildschirme sind größer als der iPad-Bildschirm. Bei komplexen Tabellen ist es auf dem iPad schwieriger, den Überblick zu behalten, insbesondere, wenn ohne externe Tastatur gearbeitet wird.
  • Die Formeleingabe bei komplexen Formeln ist auf dem iPad schwieriger. Man muss die Formel von vorne herein gut planen, damit man sie mit den Vorgaben von Numbers überhaupt richtig eingeben kann.
  • Die Übersichtlichkeit bei komplexen Formeln insbesondere im Hinblick auf die Klammersetzung ist schwieriger, weil nicht alle Klammern sofort als solche erkennbar dargestellt werden.
  • Das Eingabefeld für die Formel ist unten. Bei einer Darstellung am Beamer ist die Formel unten so schlechter sichtbar. Es gibt auch keinerlei Möglichkeiten, die Formel zu vergrößern am Bildschirm. So ist diese in den hinteren Reihen oft nicht mehr gut erkennbar.